Grußworte der Schirmherren

Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Freunde,

es ist mir eine besonders große Freude die Schirmherrschaft für die Unterrichtsmaterialien über Selma Meerbaum-Eisinger übernehmen und an dieser Stelle ein Grußwort an Sie richten zu dürfen.

Es ist sicherlich keine einfache Thematik, mit der Sie sich als Pädagogen und Schüler in der nächsten Zeit beschäftigen werden. Aber dafür eine umso wichtigere, ja geradezu eine unerlässliche. Denn die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und das „Daraus-Lernen“ ist und bleibt unsere verantwortungsvolle Aufgabe, um jeglicher Art von Fremdenhass und Antisemitismus entgegentreten und eine friedliche und tolerante Zukunft miteinander gestalten zu können.

Ich bin sehr froh, dass es anhand der neu erstellten Unterrichtsmaterialien über diese bemerkenswerte junge jüdische Frau aus Czernowitz und ihrer Gedichte eine weitere Möglichkeit gibt, nicht nur Fakten aus Geschichtsbüchern, sondern eben auch ganz persönliche Gefühle aus einem Menschenleben dieser Zeit zu erfahren. Ich bin davon überzeugt, dass aus dieser persönlichen Zuwendung auch persönliches Verständnis erwächst.

Das Schicksal von Selma steht dabei für so viele jüdische Schicksale, für so viele jüdische Träume, die ins Nichts verflogen, und für so viele jüdische Leben, die nicht gelebt werden durften. Selmas Gedichte sind Zeugnisse einer Zeit, in der die Unmenschlichkeit herrschte, die aber nie vermochte die menschlichen Sehnsüchte zu verdrängen. Ihre Schriften sind Momentaufnahmen für die Ewigkeit. Sie sind aber auch Geständnisse eines Mädchens, dessen sehnlichster Wunsch es war leben zu dürfen, mit allen Höhen und Tiefen, und dessen größte Angst, nämlich „überflüssig“ zu werden und „wie Rauch ins Nichts zu verfließen“, ihr kurzes Leben überschattete.

Genau hier sind wir aber nun gefragt. Wir dürfen es nicht zulassen, dass sich Selmas Angst bewahrheitet. Wenn wir an jemanden erinnern, lebt er ewig fort, heißt es. Indem wir also ihrer gedenken und ihre Gedichte und Träume in unsere Herzen lassen, füllen wir sie mit neuem Leben. Ich danke vor allem allen Schülerinnen und Schülern, dass sie Selmas Wunsch auf diese Weise der Erfüllung näher bringen.

Herzlichst
Dr. Dieter Graumann
Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland


„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“
Antoine de Saint-Exupéry, „Der kleine Prinz“

Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Freunde,

Selma Meerbaum-Eisinger konnte mit dem Herzen sehen. Sie verstand es, in allem und insbesondere in den Menschen, die sie umgaben oder denen sie in ihrem kurzen Leben begegnete, das Schöne zu finden und zu erkennen. Und sie verstand es, diese Essenz in schlichte und zugleich erhabene Verse zu fassen, die von Sehnsucht und Traurigkeit, aber auch von Liebe, Glück und Hoffnung geprägt sind und deshalb Menschen jeden Alters in ihren Bann ziehen.

Warum nur musste Selma bereits im jugendlichen Alter von 18 Jahren sterben?

Darauf eine schlüssige Antwort zu finden, fällt auch heute, fast siebzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, schwer. Auf der anderen Seite gibt es, davon bin ich überzeugt, durchaus Antworten auf die Frage, wie wir gemeinsam verhindern können, dass solche Ereignisse in Zukunft wieder geschehen. Tatsache ist, dass sich die Diskriminierung von Juden und anderen Minderheiten durch die Nazis schrittweise und für viele kaum merklich vollzog – lange bevor es zu den Gräueltaten in den Konzentrations- und Vernichtungslagern kam. Dies darf nie wieder passieren!

Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG bekämpft jegliche Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung. Neben dem aktiven Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften, Politik und Gesellschaft fördert der SIG die Aufklärung und die Vermittlung von Informationen vor allem an Kinder und Jugendliche. Hierzu gehört das vorliegende Lehrmittel, das ich Ihnen wärmstens empfehle.

Was hat mich bewogen, die Schirmherrschaft für dieses neue Lehrmittel rund um die Geschichte von Selma Meerbaum-Eisinger zu übernehmen? Gibt es nicht schon genügend andere Unterrichtsmaterialien zu den gleichen oder ähnlichen Themen?

Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie dieses Lehrmittel eine Brücke von der Vergangenheit in den heutigen Alltag der Schülerinnen und Schüler schlägt – zum Beispiel indem sie aufgefordert werden, sich über die Herkunft ihrer Familie und der ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler auszutauschen. Gerade heute, da viele Familien mit Migrationshintergrund in der Schweiz leben, sind solche Erkenntnisse und Einsichten für das friedliche Zusammenleben einer Gesellschaft in Achtung und Respekt wichtig.

Statt nur Fakten aus den Geschichtsbüchern zu vermitteln, lässt dieses Lehrmittel Selma als Person wieder aufleben und führt die Leser in ihre Welt und die ihrer Gedichte ein – nimmt sie aber auch mit auf ihrem Leidensweg in die Vernichtung, der für so viele jüdische Schicksale steht. Das Lehrmittel setzt Selma ein lebendiges Denkmal, indem es der heutigen Generation Denkanstöße vermittelt und sie auffordert, auf andere Menschen zuzugehen und in ihnen das Schöne und Wesentliche zu entdecken. Nur durch solche Nähe kann Empathie entstehen, die verhindert, dass Menschen ihre Herzen in blindwütigem Hass verschließen. Und vielleicht inspiriert das Lehrmittel den einen oder anderen auch dazu, ein Gedicht zu schreiben …

Selma würde sich, so bin ich überzeugt, sehr darüber freuen. Helfen Sie mit, ihr Erbe in lebhafter Erinnerung zu erhalten.

Herzlichst
Dr. Herbert Winter
Präsident Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund


Sehr geehrte Lehrerinnen, sehr geehrte Lehrer,
liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern,

das Unterrichtsprojekt SELMA stellt eine herausragende Form der Vermittlung der NS-Zeit und ihrer Auswirkungen dar und ich freue mich, dafür die Schirmherrschaft übernehmen zu dürfen.

Das vorliegende Unterrichtsmaterial gibt jungen Menschen die Möglichkeit, Selma Meerbaum-Eisinger persönlich zu begegnen und dieses außergewöhnliche junge Mädchen mit ihren Hoffnungen, Träumen und Ängsten kennenzulernen. Sie liebte das Leben und ihre starke Sensibilität und ausgeprägte Kreativität drücken sich eindrucksvoll in ihren Gedichten aus. Niemanden wird ihr Schicksal, ihr grausames Ende mit nur 18 Jahren in einem der vielen Lager, unberührt lassen.

Die technologische Entwicklung bietet heutzutage hervorragende Möglichkeiten, mittels moderner Medien Kindern und Jugendlichen unsere Geschichte aufzubereiten und ihnen nahezubringen. Das Wichtigste dabei ist jedoch immer der Fokus auf den Menschen selbst. Nur wenn vor die historischen Fakten das Individuum treten kann, wenn die Schülerinnen und Schüler miteinander darüber sprechen und sich austauschen, wenn Lehrer und Eltern für deren Fragen offen sind, entwickelt sich Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein.

Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind in unserer Gesellschaft leider nach wie vor ein Thema. Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit und ihren Folgen ist daher umso wichtiger und dazu eignet sich ganz besonders das Unterrichtsprojekt SELMA. Meine Anerkennung gilt all den Lehrerinnen und Lehrern, die mit diesem anspruchsvollen Projekt die Jugendlichen über die Vergangenheit aufklären, sie in die Gegenwart führen und für die Zukunft rüsten. Toleranz, Respekt und ein friedliches Miteinander sollen bewusst gelebt und dafür soll auch immer wieder eingetreten werden.

Gedichte sind eine sehr persönliche Ausdrucksform. Es ist ein tröstlicher Gedanke, dass Schülerinnen und Schüler von Selmas Gedanken, Wünschen und Hoffnungen auf diesem Wege erfahren, indem sie ihre Gedichte lesen und ihrer damit in einer sehr persönlichen Form gedenken.

Mit den besten Wünschen
Oskar Deutsch
Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien